Petite Bretonne

Ancora Boat Show 2013

Im Herbst 2011 hatten meine Frau und ich die Möglichkeit uns einen Traum zu erfüllen und gaben bei Icarai unsere kleine Bretonin in Auftrag. Nach fast 20 Jahren auf diversen Hobie Cats wollten wir uns schon eine Weile verändern, nur fehlte bisher das passende Boot.

 

Zu Ostern 2012 fuhren wir nach Le Mesnil Au Val bei Cherbourg in der Normandie um unser Boot abzuholen. Den Unterwasseranstrich hätte die Werft gegen Aufpreis auch gemacht, aber zum einen wurde uns eine bestimmte Farbe für die Ostsee empfohlen und zum anderen sorgte der eigenhändige Anstrich auch gleich für die richtige Beziehung zum Boot.

 

Erste Annährung

Unsere Ebihen16 ist ein in Leistenbauweise gebauter Gaffelkutter. Mit den braunen Segeln und dem dunkelblauen Rumpf sieht sie ganz klassisch aus. Von außen durch die GFK-Lage glatt und pflegeleicht ist der Holzrumpf (Lärche auf Sperrholzspanten) eindeutig sichtbar. Der Klüverbaum lässt sich leicht einziehen. Er wird mittels eines Bolzens gesichert und ein Wasserstag mit kleiner Talje gleicht den Zug des Klüvers aus.

 

Auf den ersten 100 nM erwies sie sich als recht steif und erreicht ihre theoretische Rumpfgeschwindigkeit von 5 Knoten auch ohne große Krängung. Der Wasserballast von 180 Litern tut allerdings Not. Mit gefiertem Schwert kreuzt sie auch ganz annehmbar, aber dieser Kurs ist eh nicht Stärke eines Gaffelriggs. Die Vorzüge der traditionellen Rumpfform dieser Bretonischen Fischerboote erweist sich vor allem in der Welle, denn es kommt nur wenig Wasser über.

Unter Vollzeug

Für den Fall, dass der Wind nicht reicht, kommt ein Außenborder in den Schacht vor dem Ruder. In unserem Falle ist das ein 2,2 KW Yamaha Zweitakter, der liebevoll Sprotzi genannt wird. Auch wenn werftseitig ein Motor mit 4 – 6 PS vorgesehen ist, reichte unser Wanderpokal (er ist eben im Freundeskreis schon durch etliche Hände gegangen) bisher immer aus, um uns auch bei Wellengang und gegen Strom sicher in den Hafen zu bringen.

 

Auch wenn das Boot im Vorschiff und unter den Sitzbänken im Heck reichlich Stauraum hat, fehlten uns doch ein paar offene Ablagen, und so bekam es schon im ersten Jahr zwischen Ducht und den Sitzbänken zu beiden Seiten Taschen für all den Kleinkram, den man so an Bord hat und im Bedarfsfalle nicht lange suchen möchte.

 

Unser alter Kompass, den wir schon auf dem Cat hatten, fand seinen Platz auf dem vorderen Duchtbrett.

 

Der erste Winter in unserer Garage wurde für einen neuen Unterwasseranstrich genutzt und ein paar kleinere Schrammen am Rumpf mussten ausgebessert werden. Unter dem hinteren Duchtbrett nimmt ein kleines Teakbrett jetzt den Krängungsmesser, das GPS und ein Handfunkgerät auf.

 

Über eine Steckdose im Schott versorgt die vor dem Mast untergebrachte Batterie bei Bedarf u.a. auch eine vorheißbare Rundumlaterne mit Strom.

 

Die drehbaren Klemmen für die Fockschot haben sich bewährt, denn der Zugwinkel ist für den Vorschoter jetzt aus fast jeder Position optimal, daher werde ich die festen Klemmen für den Klüver auch ersetzen.   

Boot und Fun 2013 in Berlin

Die zweite Saison ist zu Ende und weitere 90 nM stehen im Logbuch. Schöne Touren u.a. der "Langschlag" nach Neistadt zur Ancora Boat Show, und viele schöne Tagesausflüge.

 

Der große Auftritt der kleinen Bretonin stand aber Ende November an. Auf der Messe Boot und Fun in Berlin wurde sie ausgestellt. Etwa 180 Besucher waren bei uns am Stand und haben sie bewundert.

Es ergab sich auch die Gelegenheit zu der schon geplanten Pinnenverlängerung zu kommen, aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt steht sie erst mal wieder bei uns in der Garage.

Die Arouez-vorel Breizh die Flagge der bretonischen Marine ist wieder auf der Ostsee zu sehen. Im Wasser ist unser Boot ja schon wieder eine Weile, aber am 01.05. war auch der Tag des Ansegelns. Schließlich müssen wir ja noch ein bisschen üben, wenn wir Himmelfahrt an der Max-Oertz-Regatta 2014 teilnehmen wollen. Etwas frisch war's noch, aber mit 2 Reffs im Großsegel und der Fock waren wir bei 4 Bft gut unterwegs. Die Pinnenverlängerung (übrigens ein wirklich schönes Stück), die uns Ralf Peine von der Aero-Verft im Winter nach der Boot und Fun in Berlin gebaut hat, hat ihren ersten Test auch bestanden.

Inzwischen hat unsere Petite Bretonne auch einen KLR-Wert  bekommen, der bei 100 liegt. Der KLR ermöglicht es den doch meist recht individuellen klassischen Booten gegeneiander zu segeln.

Petite Bretonne vor Neustadt

Ja, es war schon ein bisschen verwegen, mit userem Boot bei einer Regatta anzutreten. An Himmelfahrt habe ich sie mit einem Freund nach Neustadt gesegelt. Mit 2 Reffs im Groß und der gerefften Fock sind wir los, und hätten bis zum Ziel alles wieder ausgerefft, nur der Klüver blieb verpackt.

Bei reichlich Wind war am Freitag beim Up-and-Down nicht viel zu holen, auch wenn wir mit meiner Frau zu dritt an Bord waren. Ich möchte gern glauben, dass die La-Ola-Welle auf dem Startschiff bei unserem Zieldurchgang tatsächlich uns galt nd nicht so sehr der Freude Ausdruck gab,  endlich die Bahn abräumen zu können.

Zur Max-Oertz-Regatta am Samstag sind wir gar nicht erst auf der Bahn erschienen. 4Bft in Böen 7 Bft musste nicht sein.

Die Rückfahrt am Sonntag  war dann wieder ganz entspannt. Alles in Allem waren es 4 tolle Segeltage, bei denen sich auch zeigte, wie seetüchtig die Ebihen 16 ist.

Ich glaub', das machen wir nächstes Jahr wieder.

Jetzt steht sie nach einer langen Saison und knapp 140 nM schon seit fast zwei Wochen wieder in unserer Garage. An der Max-Oertz-Regatta haben wir dies Jahr auf Grund der Wettervorhersage nicht teilgenommen, sonst sind wir aber reichlich unterwegs gewesen. Zu größeren Touren hat es aber nie gereicht. Die Reffhaken für das Vorliek des Großsegels haben sich durch einfacheres Ein- und Ausreffen bewährt. Die Klemmen für Fock- und Klüverschot sitzen jetzt auf getrennten Duchten näher am Schandeckel, so dass man nicht mehr drauf sitzt. Der neue Akku und die kleine Solaranlage funktionierten tadellos. Die klar lackierten Leisten sind noch in gutem Zustand, das Unterwasserschiff auch, von daher wird neben ein paar Retuschen diesen Winter nicht so viel zu tun sein. Nur die Bodenbretter vor allem auf dem Ballasttank könnten vielleicht einen Anstrich vertragen.

Die neue Saison hat an Himmelfahrt begonnen. Es war och was frisch und das Wasser war sicher noch A...kalt, aber wir sind ja Segler und keine Schwimmer. Vielen Dank an Heino Haase den Segelmacher aus Travemünde für die Fotos.

Mit fast 160 nM war das wieder eine gute Segelsaison. Wir haben auch mal wieder an der Max-Oertz-Regatta teilgenommen, aber auch wenn uns das Wetter hätte liegen müssen, haben wir an der zweiten Up-and-Down nicht teilgenommen. Wir hätten sonst wohl für das Startschiff noch Pizza bestellen müssen… Auch wenn es schon von Anfang an geplant war, kam es doch überraschend, dass wir den Außenborder ersetzen mussten. Was zu Sprotzis Ausfall führte blieb unklar, aber angeblich läuft er jetzt wieder…

Jetzt steht sie wieder im Winterlager. Ein paar kleinere Arbeiten stehen an, und wohl ein neuer Anstrich des Rumpfes. Nach 5 Jahren ist er doch etwas ausgeblichen. Nach mehr Arbeit sieht es aber im Moment nicht aus.

Die ersten 40 Meilen der neuen Saison sind inzwischen ersegelt. Im Winter wurde unsere Petite Bretonne neu gestrichen. Nach 5 Jahren war der Lack etwas ausgeblichen und Reparaturen mit der Originalfarbe wurden zu sichtbar. Sie ist jetzt etwas heller, aber das fällt kaum auf. Im nächsten Winter muss dann wohl mal der Mast dran glauben, aber das ist noch ein anderes Märchen. Jetzt wird erstmal die Saison 2017 genossen.

2017 ging mit knapp 140 gesegelten Meilen zu Ende. Dabei sind die Schläge immer länger geworden, und die Bedingungen unter denen wir segeln gegangen sind, waren nicht mehr ausschließlich die schönsten Segeltage.

Im Winter wurde das Holz im Innenraum gestrichen, das es inzwischne bitter nötig hatte (das ist gut geworden) und Mast und Spieren wurden lasiert (das war noch nicht der Hit).

Inzwischen ist unsere kleine Bretonin wieder im Wasser und das wahrscheinlich größte Abenteuer der Saison liegt schon hinter uns: Segeln vor Saint Malo. Auf dem Trailer ging es an die französische Kanalküste, und dann haben wir uns an ins gesamt 7 Segeltagen mit Gezeiten, Strom und Untiefen amüsiert. Zurück in heimatlichen Gewässern, wollen wir jetzt mal sehen, was die neue Saison noch so für uns bereithält. 

Die ersten 37 nM haben wir für die Saison 2020 inzwischen schon auf der Uhr. Eine defekte Zündkerze erwies sich zwar zuerst als Spaßbremse, aber das lies sich schnell klären. Der eigentlich geplante Trip in die Bretagne musste leider ausfallen, aber das tut dem Segelspass keinen Abbruch. Im Winter ist nicht viel passiert (OK es stand auch nicht viel an). Die Dirk hat eine kleine 2:1 Talje mit eingespleißten Blöcken bekommen (Baum und Segel sind doch recht schwer). Die Großschot hatte eine Gleitkausch bekommen, aber die sorgte für noch mehr Geräusche. Jetzt sitzt zwischen dem alten Block und dem Schäkel auf der Großschotschiene ein kleiner Rundstropp aus dem Rest der Seele der Dirk, und es herrscht Ruhe, wenn das Segel weiter gefiert wird, denn der untere Block kann jetzt weit genug kippen, so dass die Schot wieder gerade an der Rolle zieht, und nicht mehr an den Wangen des Blocks scheuert.

Die 2 Saisons unter Pandemiebedingungen waren nicht schlecht, ganz im Gegenteil, wir kamen dorch recht oft zum Segeln. 2022 haben wir's dann aber auch mal wieder nach Saint Malo geschafft, und ein paar neue Erfahrungen auf diesem schönen Tidenrevier gesammelt.